Hassen und hetzen – in Deutschland längst wieder salonfähig


flickr.com/ Julian Turner/ (CC BY-NC 2.0)

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„Nein, ich bin kein Nazi, kein Rassist“, eine vorgeschobene Ausrede

Vor Jahren, aber bisweilen heutzutage immer noch, wurden, werden Tiere bei der Dressur mit Kommandos zum Hassen, Hetzen gebracht. Dabei wird das Tier mißhandelt, indem man seinen Willen bricht und es dem vermeintlichen Gegner an den Hals hetzt. Die Tiere werden nach so einer Dressur aggressiv und zuweilen nicht mehr führbar.

Ab etwa Mitte des letzten Jahrhunderts wurde das Bewußtsein der Menschen langsam dahin gehend geändert, daß Strenge, absolute Unterwerfung, Zwang, Schläge in der Tierdressur eine Quälerei darstellen. Es wurden immer mehr Stimmen laut, gerade in der Zirkusdressur dieses Handeln zu verändern.

Etwa zur gleichen Zeit wurden etliche Mißstände in Heimen, Internaten, die unter dem gleichen Aspekt geführt wurden, in der Öffentlichkeit bekannt. Es leiden bis heute noch viele Menschen unter den Bedingungen, die sie in und bei solchen Instituten erlebt haben. Nicht zu vergessen die gleiche Strenge und Erniedrigung in psychiatrischen Anstalten.

Nun sollte man davon ausgehen, daß die freie Erziehung der 60iger Jahre ihre Lichter bis ins heute getragen haben. Aber weit gefehlt. Es wimmelt nur so von Rufern, die gerne die gute alte Zeit der absoluten Strenge und Disziplin herbeisehnen.

Wer die Gelegenheit hatte, mit Tieren in Kontakt zu kommen, dessen Wesen geformt wurde durch Züchtigung, wird auch wissen, wie schwierig es ist, bei diesem Tier wenigstens ein bißchen Vertrauen aufzubauen.

Wer die Gelegenheit hatte, mit Menschen in Kontakt zu kommen, dessen Wesen geformt wurde durch Züchtigung, wird auch wissen, wie schwierig es ist, bei diesem Menschen wenigstens ein bißchen Vertrauen aufzubauen.

Warum diese Satzwiederholung? Nur verändert durch die Wörter Tier und Mensch. Weil bis dahin die gleichen Gesetzmäßigkeiten auftreten. Eine Störung des Vertrauens. Wie wir alle wissen, sind dem Menschen die Sprache und höhere kognitive Fähigkeiten gegeben. Dies führt deshalb zu vermehrten Störungen der Persönlichkeit als bei den Tieren.

Hetzen in seiner ursprünglichen Bedeutung war hassen machen, zum Verfolgen bringen. Zum Verfolgen bringen, nicht nur der Beute hinterher jagen, sondern auch Andersdenkenden, den Befehl Verweigernden. Wenn nun Menschen, die in der ersten oder zweiten Generation Deutsche sind und deutsch aussehen, auf der Straße freundlich angelächelt werden, aber Deutsche, deren Nachweise des Deutschseins bereits Jahrhunderte zurückliegen, trotzdem ausländisch aussehen, eher wie türkisch, iranisch, syrisch, auf der Straße bespuckt und zur Fahrbahn geschubst werden, ist das dann nicht aufgehetzt? Vertrauensmißbrauch?

„Nein, ich bin kein Nazi, kein Rassist“, was aber dann? Vielleicht reicht die Grundregel, wer immer das Bedürfnis hat zu wiederholen, was er denn sei oder nicht sei, hat gerade damit sein Problem!

Doris Mock-Kamm

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