Nur wilder Aktionismus des Hausherren der EZB?
Den Namen Draghi hat sicher schon jeder gehört, denn kaum eine Nachricht vom europäischen Finanzsektor verlässt den Äther, ohne das dieser Name fällt. Als Direktor der EZB (Europäische Zentral Bank) ist er der mächtigste Finanzchef in Europa und stets im Krieg mit den USA, die gerne Europa mit geringen Ratings unter Druck setzen und selber keinen müden Cent auf der hohen Kante haben.
Der gebürtige Italiener (68 Jahre) und studierter Finanzwissenschaftler ist seit 2011 Leiter der EZB und verließ dafür seinen Posten bei der Italienischen Nationalbank, bei der er immerhin doppelt soviel Gehalt bezog (über 750.000 Grundgehalt/ Jahr) wie als EZB Chef. Warum macht ein Finanzfachmann so etwas? Immerhin sollten Banker ja rechnen können.
Können sie auch, aber Draghi stieg zu einer Zeit ein, als Griechenland tief am Boden lag (mittlerweile sind die Griechen unter Bodenniveau abgesunken) und fast ganz Europa am Wackeln war. Die Immobilienblase hatte weltweit ganze Finanzinstitute vom Erdball gefegt, Merkel und Steinbrück deutschen Sparern mindestens 100.000 Euro als Spareinlage gesichert (illegal, ohne Zustimmung irgendwelcher Gremien wie Bundestag usw.) und die Arbeitslosenzahlen explodierten weltweit. Dann war Draghi der Retter in der Not?
Sagen wir mal so, die Situation wurde wie so häufig als alternativlos bezeichnet, was zur Folge hatte, dass die Staatschefs kurz mal alle wegsahen, als Draghi mit Milliarden und Abermilliarden ganze Staaten vor der Pleite rettete (gegen alle abgeschlossenen Verträge). Die Allzwecklösung hieß „billige Zinsen und somit billige Kredite für alle“. Klingt doch gut, oder? Leider hatten die Banken gerade riesige Verluste zu verzeichnen, nahmen einfach das billige Geld und legten es selber an, um an den Zinsen zu verdienen. Die Banken gaben auch die günstigen Zinsen nicht an ihre Kunden (wir alle) weiter, sondern labten sich an der größeren Differenz, bis die EZB Strafzinsen ausrief, weil das Geld schließlich in den Wirtschaftskreislauf als Investionen fließen sollte. Tat es trotzdem nicht.
Dafür geht es uns jetzt gut und viele Menschen haben Arbeit, oder? Jain. Deutschland ist zwar das produktivste Land in Europa, aber es hat einen immensen Schuldenberg. Auch die so oft und gerne zitierten sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze sind nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt entstanden, sondern bei Zeitarbeitsfirmen (die ebenfalls von der Agentur für Arbeit subventioniert werden), Werksverträgen (werden deutlich niedriger entlohnt als Standardarbeitsplätze) usw. Insgesamt besitzen 40% aller Deutschen …, nichts. Das sind immerhin 32 Millionen Deutsche (das erklärt auch teilweise die Zuwächse bei der AfD).
Übrigens, die schwarze Null gab es nie wirklich, denn diese wurde auch durch Sondereffekte erzielt, wie den Bad Banks, die von Bankinstituten konstruiert wurden, um ihre ruinösen Immobilienpapiere verschwinden zu lassen. Diese Negativposten wurden gestrichen und wie durch Zauberhand entstand ein ausgeglichener Haushalt. Ein Beispiel für Normalsterbliche. Ihre Frau hat sich sündhaft teure Schuhe geleistet (ja ja das ist ein übles Klischee, ich weiß, aber meine Frau liest meine langweiligen Artikel nicht), dafür haben Sie sich das Geld vom Nachbarn geliehen. Jetzt beschließen Sie, dem Nachbarn mitzuteilen, dass die juristische Haushaltskasse (gibt es nur virtuell) Pleite ist und der Nachbar nun sein Geld nicht zurück bekommt, außer er geht zu seinem Nachbarn (wir, die Steuerzahler) und lässt sich die Kohle dort wiedergeben. Sie sind jetzt aus dem Schneider, weil der Nachbar nun auf den anderen Nachbarn wütend ist, weil dieser nur einen Teil zurückzahlt (als Steuererstattung). Tatsächlich ist es das bekannte Prinzip rechte Tasche, linke Tasche, und am Ende bezahlt immer der Steuerknecht.
Nun etwas Gutes. Durch die erneute Senkung des Leitzinses (zu dem sich Deutsche Banken Geld von der EZB leihen können) von Null Prozent, ist auch jeder arme Bürger in der Lage, Geld als Kredit aufzunehmen. Das Problem ist nur, die 32 Millionen bekommen keine Kredite, gleichzeitig wird durch die Zinssenkung das Geld der Sparer entwertet und damit sogar größtenteils enteignet. So sind die prognostizierten Gewinnausschüttungen von Versicherern in den letzten 20 Jahren um mehr als 40% gesunken. Sollte die Auszahlung ursprünglich bei 100.000 Euro liegen, bekommen Sie heute nicht mal 60.000 in die Hand gedrückt. Keine guten Nachrichten für die Generation, die in den nächsten 10 Jahren in Rente geht (und das sind Massen). Bei der Riesterrente hat die Versicherungsbranche selbst Hand angelegt und die Sterblichkeit aufgrund eigener Fantasieberechnungen auf über 95 Jahre festgelegt, damit sich die ganze Sache für den Konsumenten rechnet, nur werden wir eben nicht so alt, denn selbst der Staat gibt eine Lebenswerwartung von höchstens 82 Jahren an.
Fazit: Sollten Sie nicht zu den Menschen gehören, die Geld wie Matsch haben (die lesen meinen Artikel sowieso nicht), können Sie getrost auf jede Investition zur Altersvorsorge verzichten, denn bereits die Inflation und die Provisionen der Banker und Versicherer fressen jeden möglichen Gewinn auf. Legen Sie Ihr Geld lieber in einen Haussafe und warten Sie, bis Geld leihen wieder ordentlich teuer ist, denn dann bekommen Sie auch wieder etwas für Ihr sauer Verdientes. Richtig gut ist das natürlich für Finanzjongleure, denn die brauchen keine Gewinne an uns auszuschütten und hatten jahrzehntelang unser Geld, um damit Milliarden zu verdienen.
Es grüßt Sie Ihr Arno von Rosen vom Grund seiner Geldkassette, über mir der blaue Himmel, hinter mir die Glaspaläste der Banken und Versicherungen und der Blick nach vorne kommt dann morgen. Ich schließe heute mit einem Zitat, welches ich bereits seit 20 Jahren benutze.
„Das Geld ist nicht weg, es hat nur ein anderer.“